In den letzten Tagen seit der Ermordung des Antifa ist alles spürbar politischer geworden und die Leute sind noch motivierter zu demonstrieren.

Am Samstag gab es eine Demo auf der Puerta del Sol, die nicht von der Stadt genehmigt wurde und zeitgleich eine Nazidemo ganz in der Nähe in der Gran Vía, ebenfalls illegal. Dazu für Madrider Verhältnisse recht viel Polizei mit Tränengas im Anschlag. Es blieb jedoch alles ruhig und die 1000-2000 Leute auf der Sol waren zwar sehr aufgeregt, aber friedlich.

Gestern gab es eine Demo gegen den Faschismus in der Ciudad Universitaria, dem Unicampus, denn gestern war der selbst ernannte Feiertag der Faschisten zu Francos Todestag. Es waren so ungefähr 150 Menschen und machten lautstark trotz Regen auf sich aufmerksam. Es ging zu den Fakultäten Journalismus und Biologie, wo es kleine Kundegbungen gab und Informationsmaterial verteilt wurde. Abschließend sollte as gleiche an der Juristischen Fakultät geschehen, aber dort wurden "vorsorglich" alle Türen verschlossen und wir standen davor. Dann bewarfen uns die Leute aus den Fenstern mit Steinen, Flaschen und undefinierbaren Gegenständen. Bei Jura tummeln sich offensichtlich so einige Faschisten. Daraufhin ging die eine oder andere Schiebe zu Bruch, insgesamt blieb es jedoch recht friedlich. Polizei gab es auch keine, die mischt sich hier in Uniangelegenheiten nicht ein.

Am Sonntag wurde in Madrid ein 16-jähriger Antifa von einem Neonazi erstochen und ein weiterer schwer verletzt. (Bei der taz online oder auf spanisch bei der Zeitung diagonal online nachzulesen)
Damit wurde einmal mehr traurig bewiesen, dass Faschismus keine Meinung ist, sondern ein Verbrechen!

In Madrid bzw. Spanien gibt es leider sehr viel Ultrarechte bzw. Faschisten, die sich die "Democracia Nacional" nennt und gegen den "Anitspanischen Rassismus" auf die Straße geht. Das mit der Aufarbeitung der Vergangenheit hat in Spanien auch noch nicht so wirklich geklappt.

Eine der Dinge, die mir am meisten gefallen hier ist das traumhafte Angebot an Obst und Genüse. Der Markt ist gleich vor der Haustür und der Gemüsehändler mein bester Freund. Das bringt mich zu dem waghalsigen Versuch meine Ernährung auf vegan umzustellen - wohlgemerkt befinde ich mich in der Umstellungsphase. Habe mir letzte Woche auch ein Rezeptheft der Animal Liberation Front gekauft und mache meine Brotaufstriche selber und das ist sehr, sehr lecker!!!

Bei acht Mädels gibt es immer einen Grund zum Feiern. Diesen Monat hatten Andrea und Nora Geburtstag. Dazu hat jede Leute eingeladen und die haben dann Leute mitgebracht und letztendlich haben sich dann zwischen 30 und 40 Personen in unsere Wohnung getummelt.

Der Sommer verabschiedet sich leider auch gerade aus Madrid. Es ist windig und ab und an bewölkt, macnhmal regnet es sogar! Es sind zwar immer noch so um die 22 Grad , aber der Herbst und Winter lassen sich auch hier nicht aufhalten - leider.

Seit fast einem Monat versuche ich meinen Mitbewohnerinnen Mülltrennung beizubringen und so ganz langsam scheint das auch zu funktionieren. Es ist schon erschreckend, wie wenig Umweltbewusstsin manche Menschen haben. Das mit dem Wasser und dass Spanien ein Land mit wenig Wasserressourcen ist, das ist völlig neu für einige. Und dabei kommt im Fernsehen ständig Werbung vom Staat, die auf die Problematik hinweist.

Am letzten Wochenende war in Madrid "noche en blanco". Die Museen und Veranstaltungsorte waren die ganze Nacht geöffnet und es gab viele Veranstaltungen in der ganzen Stadt. Ungefähr zwei Millionen Menschen waren in den Straßen.

Parallel dazu gab es die "noche en negro". Eine Aktion gegen eine Superstar-such-show und eine Demo gegen die Repressionen des Staates und die Räumung des Camps auf dem Campus :-(. Leider waren dazu nur ein paar hundert Leute da, aber die Polizei hat sich extrem zurückgehalten und nichts gemacht, nur hinterher gelaufen.

Die Nächte in Madrid sind auch sonst immer lang und lebhaft und wir gehen quasi fast geschlossen als WG zusammen weg, trinken chupitos und haben Spaß (ohne Eintritt oder Getränke zu zahlen).


Mit Andrea im Bahnhof Atocha nach einer kleinen Stadtführung

Am Wochenende waren Andrea, mit der ich mir das Zimmer teile, und ich auf einer kleinen Demo zum Thema "Visibilidad de la Diversidad". Eine sehr entspannt Demo mit nahezu keiner Polizei. Tolle Sache.

Gestern Abend haben wir eine kleine Feier in unserer WG veranstaltet und viele Leute eingeladen. Das Essen war genauso durchgemixt wie die Sprachen in den Unterhaltungen: Spanisch, Italienisch, Französisch, Englisch, Polnisch.

Hinter diesem tollen Wort verbirgt sich die Registrierung beim - wie wir es nennen - Einwohnermeldeamt. Das müssen hier alle machen, wie bei uns. Habe zwei Anläufe genommen und es dann aufgegeben. Beim erten mal habe ich dreieinhalb Stunden gewartet, damit sie mir sagen, dass sie den Mietvertrag für ein Zimmer nicht anerkennen (habe aber nur das) und ich noch ne Bestätigung von der Uni brauche, dass das wirklich eine Wohnung von der Uni ist. Beim zweiten Mal habe ich nur zwei Stunden gewartet und dann keine Nummer bekommen: " Bitte morgen wiederkommen und eher anstellen". Nun gut dann eben nicht. Bin ja eh nicht so für registrieren und so aber wollte mich gern vom tollen deutschen Staat abmelden...

Der Parque de Retiro ist ein wunderschöner Park mitten in Madrid. Dort setze ich mich gern in und lese ein Buch. Im Park sind auch immer viele Künstler und Straßenmusiker und abends gibt es immer Leute die trommeln.

Ich wohne hier sehr zentral im Barrio Lavapies/Embajadores. Das ist quasi das Kreuzberg von Madrid. Ein sehr buntes Viertel mit Menschen aus aller Welt, mit Essen aus alles Welt. Allerdings ist der Plaza de Lavapies auch der größte Drogenumschlagplatz... und deswegen wimmelt es hier auch nur vor Polizei :-(



In der Straße in der ich wohne, Calle de Embajadores, gibt es auch in besetztes Haus!!! Casa okupada.



Das Barrio gefällt mir sehr gut und ich will auf jeden Fall nicht hier weg!!!!

Meine Mitbewohnerinnen sind sehr nett. Im Moment sind wir noch zu fünft, aber es sind noch drei Betten zu vergeben. Nora kommt aus Paris, Kasio aus Warschau, Andrea ist aus Italien nahe Venedig und Ana ist Portugiesin und studiert sonst in London.

Der Sommer ist eindeutig in Madrid. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und es ist sommerlich warm mit 30 Grad. Gestern waren zwar auch mal ein paar Wolken am Himmel und in der Nacht hat es sogar geregnet, aber heute ist der Himmel wieder blau und die Sonne scheint. Im Moment ist Madrid auch die wärmste Region Spanien, also eine gute Wahl.



Auf dem Balkon lässt sich die Sonne genießen...



Auf der Plaza Mayor ist es auch ganz nett.